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Mittwoch, 9. Dezember 2015

NSU-Affäre: War das Nagelbombenattentat in der Keupstraße eine Geheimdienstmission?

NSU-Affäre: War das Nagelbombenattentat in der Keupstraße eine Geheimdienstmission?

Falk Schmidli

Man kann es drehen und wenden, wie man will. Die offizielle Version des Nagelbombenattentats in der Keupstraße passt weder zu den Zeugenaussagen noch zu den Ermittlungsakten. Und warum wurde der Öffentlichkeit eigentlich das zweite Fahrrad verschwiegen?

Derzeit wird vor dem Oberlandesgericht München das Nagelbombenattentat in der Kölner Keupstraße verhandelt. Bei diesem Anschlag, der am 09.06.2004 stattfand, wurden 22 Menschen verletzt, vier davon schwer. Die Schwarzpulver-Nagelbombe war im Topcase eines Fahrrads versteckt, das angeblich Uwe Mundlos dort platziert hatte. Dabei soll er von einer Kamera des Musiksenders Viva gefilmt worden sein. Die damals aufgenommenen Fahndungsfotos finden Siehier.
Die ganze Geschichte ist schon deshalb einigermaßen unglaubwürdig, weil erstens kein nachvollziehbares Motiv genannt wird, zweitens kein Bekennerschreiben existiert und drittens keineforensischen Beweise vorliegen. Diese drei grundlegenden Mängel ziehen sich bekanntlich durch die komplette NSU-Geschichte.

Der »Arbeitskreis NSU« um den Whistleblower »fatalist« hat sich des Falles »Keupstraße« in den letzten Wochen intensiv angenommen und die geleakten Akten analysiert. Das Ergebnis dieser Analyse deutet sehr stark darauf hin, dass – anders als der Medien-Mainstream von Anfang an behauptet – die Drahtzieher dieses Terroranschlags nicht in Neonazikreisen, sondern vielmehr im Geheimdienstmilieu zu verorten sind. Die viel wahrscheinlichere Theorie für das Geschehen ist also, dass dieser Bombenanschlag in Wirklichkeit eine Geheimdienstaktion war.

Nicht nur das: Der Fahrradschieber vom Fahndungsplakat, den man uns als den NSU-Terroristen Mundlos verkaufen will, sieht einem Zivilpolizisten verblüffend ähnlich, der sich kurz nach dem Bombenanschlag am Tatort befand. Das zumindest belegen Fotos aus dem NSU-Leak. Wir möchten unsere Leser bitten, sich selbst ein Bild zu machen, ob besagter Beamter dem Gesuchten ähnlich sieht. Bitte sehen sie sich hierzu folgende vom »Arbeitskreis NSU« erstellteÜberblendung an.


Es existieren zwei Fahrräder mit Topcase, was die Mainstream-Medien bis heute absichtlich verschweigen. Das zweite Fahrrad führte sogar zu einer Evakuierung der Anwohner, weil ein USBV-Team des LKA NRW (Sprengstoffexperten) dieses zweite Fahrrad untersuchte.

Dazu kommt eine Zeugenaussage, die einen mediterranen Fahrradschieber beschreibt, was nun wirklich kaum auf die beiden Uwes zutreffen kann. Früher wurde diese Information aber noch zur besten Sendezeit gebracht, genauer gesagt bei Minute 6:46 der Sendung Aktenzeichen XYungelöst vom 02.06.2005. Damals war die Beschreibung der Person, die man uns heute als Uwe Mundlos verkaufen will, folgende: Mitte 20, etwa 1,80 Meter groß, schlank, dunkler Teint, dunkle Augen, mediterraner Typ.


Wir haben den Whistleblower »fatalist« kontaktiert und ihn zu diesem Fall interviewt. Machen Sie sich auf Überraschungen gefasst!

Kopp Online: Die berühmten Fotos des Fahrrad schiebenden Bombenlegers zeigen angeblich Uwe Mundlos. Der Arbeitskreis NSU behauptet, dass es in Wirklichkeit zwei Läufe (= Vorbeischieben des Fahrrads) gegeben habe und der erste Lauf etwa eine Stunde vor dem Bombenanschlag von Beamten durchgeführt wurde. Was sind die Beweise, die dafür sprechen, dass es überhaupt zwei Läufe gab?
fatalist: Nicht der Arbeitskreis (AK) NSU behauptet, dass es zwei Versuche gab, sondern das BKA und das LKA Nordrhein-Westfalen. In der Operativen Fallanalyse wird explizit der zeitliche Ablauf (aus den Viva-Kameras in der Schanzenstraße) nachgezeichnet, und man weist darin nach, dass es zwei Versuche gab. Die OFA ist 30 Seiten lang und komplett veröffentlicht worden vom AK NSU. Man geht davon aus, dass es mindestens einen Täter gab, wahrscheinlich jedoch zwei Täter. Es soll eine nicht transportable Bombe gewesen sein, die ortsnah zusammengebaut wurde. Also in Köln. Das hatte man 2005 so herausgearbeitet bei BKA und LKA.

Kopp Online: Es gibt eine Aussage einer Zeugin über den Fahrrad schiebenden Bombenleger. Wen hat die Frau erkannt, und passt diese Beschreibung auf Uwe Böhnhardt oder Uwe Mundlos?
fatalist: Die Zeugin Gerlinde Borghoff hat 2011 ganz spontan als Fahrradschieber Uwe Böhnhardt erkannt, laut BKA ist niemand anhand der Videoaufnahmen identifizierbar, laut Anklage ist es jedoch Uwe Mundlos gewesen. Das Problem: Das Größengutachten des LKA NRW geht von zwei Männern aus, die (mit Turnschuhen und Basecap gemessen) rund 1,76 Meter bis 1,80 Meter groß waren. Böhnhardt ist mit 1,85 Metern (ohne Schuhe und Basecap) aber eindeutig zu groß.

Die Zeugin erkannte einen »mediterranen Typ«, Mundlos ist jedoch blond, die Identifizierung betrifft somit den »falschen« Uwe und ist zudem unsicher. »Gesamteindruck Böhnhardt« ist etwas wenig, zumal sie diesen im Jahr 2012 nur auf einem Führerscheinfoto aus dem Jahr 1996 erkannte, er2004 aber ganz anders aussah.

Kopp Online: Es ist in der Anklage immer von nur einem Fahrrad die Rede. Der Arbeitskreis NSU behauptet, dass es noch ein zweites gibt. Was sind die Beweise? Was bedeutet es, dass das zweite Fahrrad seit über zehn Jahren verschwiegen wird?
fatalist: Wir behaupten das deshalb, weil das zweite Fahrrad mit Topcase in denAkten genannt wird. Die Anwohner wurden evakuiert, weil man eine zweite Bombe vermutete, und die USBV-Entschärfer kamen samt Sprengstoffspürhund. Das Foto mit dem zweiten Fahrrad mit Topcase ist in der FAZzu sehen. Neben dem Detonationsort der ersten Bombe.

Das zweite Bomben-Fahrrad könnte Uwe Böhnhardt geschoben haben, so wie es die Zeugin beobachtet hat, aber mediterran ist auch der nicht. Die – laut den Überwachungskameras – zwei Annäherungen an das Ziel Keupstraße weisen in die Richtung, dass da eine Trugspur im Rahmen einer Operation gelegt wurde.

Immerhin war ein türkischer Oberstleutnant Augenzeuge, und das Ziel waren Kurden.

Kopp Online: Welche Theorie hat also der Arbeitskreis NSU anhand der Akten entwickelt?
fatalist: Es ist damals binnen kürzester Zeit eine Einflussnahme durch das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) erfolgt, so dass innerhalb von Stunden nach der Explosion der ursprüngliche Agenturmeldungs-Begriff »Terrorbombe« gegen »Organisierte-Kriminalitäts-Bombe« ausgetauscht wurde. Es ist völlig unstrittig und auch vom NSU-Ausschuss des Bundestages dokumentiert worden, dass damals ein gewisser Dr. M. involviert war, der laut dem Buch Heimatschutz (Stefan Aust/Dirk Laabs) Chef der Auswerter des BfV war. Der Bundesminister des Innern, Otto Schily, und der nordrhein-westfälische Innenminister Fritz Behrens müssen entsprechend gebrieft worden sein, denn es blieb bei der Version »Organisierte-Kriminalitäts-Bombe« bis November 2011.

Wenn nach der Lesart vom 04.11.2011 trotz fehlender Beweise ein »NSU« in Person der beiden Uwes involviert gewesen sein soll, dann kann das nur innerhalb einer geheimdienstlichen Operation der Fall gewesen sein, von der der Verfassungsschutz (VS) wusste, oder aber der VS wusste von einer türkischen Operation. Man denke an den türkischen Offizier am Tatort, dessen Anwesenheitman mit einer Trugspur (Durchlaufen derViva-Überwachungskameras ca. eine Stunde zuvor) verschleierte.

In der Tat wurde der Offizier vier Stunden lang in Berlin vom Staatsschutz vernommen, bevor er ausreisen durfte. Der Verdacht »Bombe gegen Kurden« kam also auch den Ermittlern damals sehr, sehr zügig. Udo Schulze hat das bereits 2013 in seinem Buch thematisiert.

Eine autonome Operation einer »Terrorzelle NSU« scheidet hingegen logisch aus, es sei denn diese Terrorzelle arbeitete dort mit größerer Besetzung im Auftrag des Staates (vier bis fünf Leute / vier Fahrradschieber, ein Zielbeobachter, den der Frisör Hasan Yilderim auch sah – zwar mit Rucksack, aber ohne Fahrrad). »Betreutes Bomben« nennt das Andreas von Bülow in Bezug auf die sogenannten Sauerlandbomber.

Der AK NSU postuliert keine Wahrheiten, sondern entwickelt unter Berücksichtigung der Ermittlungsakten konkurrierende Thesen, die ohne absichtliche Auslassung wesentlicher Fakten auskommen. Dagegen sind die offiziellen Thesen zum NSU ohne das Weglassen wesentlicher Fakten unmöglich.

Kopp Online: Was könnte man also als Fazit festhalten?
fatalist: Wir wissen nicht, wie es wirklich war, aber wir wissen, dass es nicht so war, wie Staat und Medien es uns seit 2011 erzählen wollen. Die Wahrheitsfindung im Münchner Prozess läuft so ähnlich wie man das seit den 1970er Jahren von Terrorprozessen in der BRD gewohnt ist: Staatsgeheimnisse müssen geschützt werden – und daran halten sich alle Beteiligten sogar vor Gericht. Selbst die »Verteidiger« tun das.

Rechtsstaat geht anders.

Kopp Online: Vielen Dank für das Interview.





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